Krankenkassen erhöhen Beiträge ohne Not
Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 17. August 2016
Bild:www.finanzen.de
Es geht durch alle Zeitungen: Die gesetzlichen Krankenkassen sind dabei, in 2016 für Krankenhäuser, Ärzte und Medikamente 3 Milliarden Euro mehr auszugeben als sie einnehmen. Dementsprechend sollen jetzt die monatlichen Beiträge der Versicherten steigen. Der Gesetzgeber hat es den Krankenkassen ja nachgelassen, zu dem allgemeinen Beitragsobersatz von 14,6 % des Monatseinkommens, den Arbeitgeber und Arbeitnehmer je zur Hälfte aufbringen müssen, einen Zusatzbeitrag zu erheben, den die Arbeitnehmer allein bezahlen müssen. Ein Grund für die Beendigung der paritätischen Belastung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern wurde nie genannt. Wozu denn auch, wo doch seit der Agenda 2010 allseits gepredigt wird, dass die Wirtschaft (der es allerdings extrem gut geht) unbedingt frei sein muss von vermeidbaren Belastungen. In einer Zeit, in der die früher strafbare Arbeitnehmerüberlassung von den Ämtern noch honoriert wird und in der früher ohne besonderen Grund unzulässige befristete Arbeitsverträge sowie unsägliche Kettenarbeitsverträge gang und gäbe sind, treten solche kleinen allein die Arbeitnehmer treffenden Lasten in den Hintergrund. Es versteht sich, dass die Belastung für Menschen mit geringem Einkommen härter trifft.
Die Verfügung über die Riesensummen, die jedes jahr im Gesundheitswesen ausgegeben werden, liegt zunächst bei zwei mächtigen Mitspielern, mit denen sich die Politik nicht gern anlegt: den Krankenhäusern und der Pharmaindustrie. Bei den Krankenhäusern gälte es eigentlich, die übergroße Zahl der Krankhenhäuser in den Ballungszentren zu verringern. Das sollte Milliarden einsparen. Die letzte Krankenhausreform geht das Problem nicht an. Nach Auskunft der Krankenkassen führt sie vielmehr zu einer Merbelastung der Krankenkassen ab 1-1-2017 um 1 Milliarde Euro.
Weit größer ist der Reformbedarf bei den Medikamenten. Da hat die Bundesregierung es doch tatsächlich hingenommen, dass die Industrie für neue Arzneimittel während des ersten Jahres ihrer Zulassung ohne Zwang der Rechtfertigung beleibig hohe Preise ansetzen darf. Deutschland ist ohnehin das Hochpreisland für Medikamente schelchthin. Gerade bei den Neuheiten sahnt die Pharmaindustrie aber mit Mondpreisen ab.
Bereits heute zahlen die Versicherten aber selbst erhebliche Kosten bei Krankheit, die doch tatsächlich „irgendwie“ aus dem Leistungskatalog der Kassen herausgefallen sind. Da müssen selbst in Fällen schwerer Halsentzündung mit regelrechten Erstickungsanfällen die innovativen Gelorevoice Halstableletten, die die Patienten wieder atmen lassen, von ihnen allein bezahlt werden. Wie ich schon früher beklagt habe, werden die gesetzlich Versicherten beim Zahnersatz und der Zahnprotetik ganz allein gelassen.
Schließlich geben die krankenversicherten Bürger noch viele Milliarden im Jahr im Versuch aus, auf anderen Wegen als über die Medizin oder auch nur über die Schulmedizin ihre Gesundheit zu fördern. Eine ehrliche Medizin, die zu Recht stolz sein kann auf ihre tatsächlichen Leistungen und auf große neue Erkenntnisse, kann nur eine bescheidene Medizin sein, die weiß, dass das heutige medizinische Wissen noch sher lückenhaft ist. Es ist nicht abzusehen ist, ob wir jemals ein komplettes Wissen über alle gesundheitsrelevante Faktoren erlangen werden.
Aber das ist noch nicht alles. Die Krankenkassen haben reichlich Reserven, um die Mehrausgaben abzufangen.
Das Defizit des Jahres 2015 von 1,154 Milliarden Euro verrigerte die Reserve der Versicherer auf den immer noch stattlichen Betrag von 24,5 Milliarden Euro. Zudem sind im staatlich vorgeschriebenen Gesundheitsfond Reserven von 10 Millionen Euro angesammelt. Nach der Auskunft von Experten reichten 4 Milliarden davon aber völlig aus. Allein die freien 6 Milliarden würden reichen, um jeden Zusatzbeitrag überflüssig zu machen.
Mit dem Älterwerden der Menschen in unserer Gesellschaft sollen angeblich die Ausgaben für das Gesundheitswesen so extrem steigen, dass man gar nicht genug sparen kann, um im Ernstfall den Kollaps des Systems zu verhindern. Unser Gesundheitswesen setzt aber nur auf das falsche Pferd, indem es all sein Geld für die Bekämpfung von Krankheiten ausgibt und für die Vorbeugung gegen Krankheiten kaum Mittel zur Verfügung stellt – außer für nutzlose Kampagnen. Die Politik ist aber gefangen im Netz der großen Profiteure im Gesundheitswesen und der Versorgungswirstchaft, die mit aller Macht und großem geschäftlichen Erfolg weitgehedn nutzlose und auch gesundheitsschädliche Produkte an die Verbraucher bringt.Erst wenn wir in der Allgmeinheit lernen, richtig zu esssen, werden die grassierenden „Zivilisationskrankheiten“ zurückgehen, die der Hauptgrund dafür sind, dass unser Krankenkasensystem an seine Grenzen gerät.